

Stadt & Kirche erzählt
Am Tisch 26 gab es beim Grazer Erzählfest regen Zuspruch.
Fröhliches Stimmengewirr erfüllte am verregneten Freitagnachmittag des 13. Mai die Gänge des Grazer Rathauses, wo das Storytellingfestival „Graz erzählt“ seine ursprünglich für die Herrengasse geplante „Erzählende Straße“ aufgebaut hatte. Wie aus einer Speisekarte konnte man dabei aus 30 Tischen wählen, die mit grünen Luftballons als Erzähl-, mit orangen Luftballons als Zuhörstationen gekennzeichnet waren.
Tisch 26, der sich regen Zuspruchs erfreute, teilten sich Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz und Ulrike Frank-Schlamberger, Pfarrerin der evangelischen Heilandskirche, zu den Themen „Kirche leben und erleben“ und „Religion“. Auch wenn der „Kirche“-Tisch grün, das heißt als Erzählstation markiert war, fingen seine Gäste nach einleitenden Gedanken sofort mit Geschichten aus ihrem eigenen Leben an, bemerkte Christian Leibnitz, der die Bibel mitgenommen hatte, um auf den reichen Erzählschatz in der Heiligen Schrift hinzuweisen.
Zu den weiteren Gastgebern zählten Personen aus Wirtschaft, Medien und Politik, minderjährige Flüchtlinge, Megaphonverkäufer, eine Polizistin, ein Kinderrechtsexperte und SchülerInnen wie Michael Arrich von der Fachschule Odilieninstitut, der ein Märchen von Folke Tegetthoff in Brailleschrift vortrug. Der prominente Märchenerzähler Tegetthoff fügte sich dabei selbst bescheiden als Zuhörer in das Erzählkarussell ein, um zu erfahren, was die Menschen bewegt.
Fazit: Ein gelungener Start für ein neues Format, das auch der Kirche als Vorbild dienen könnte, weil es unüberhörbar deutlich macht, wie groß die Sehnsucht vieler Menschen jeden Alters ist, sich in ungezwungener Atmosphäre auszutauschen und dabei in persönlichen Gesprächen in die Tiefe zu gehen.
GERTI SCHALLER-PRESSLER