

Hochzeit, perfekt durchgestylt?
Der Wedding Planner (Hochzeitsplaner), ein neuer Beruf aus den USA, verkauft Ihnen die perfekte Choreographie Ihrer Hochzeit, vom ersten Kontakt mit dem Pfarrer bis zu den vorbereiteten Taschentüchern. Wo bleibt die Spontaneität, das Persönliche?

Ein Traumberuf? Im Lauf der Jahre bin ich eher aufgeregter geworden. Eine Hochzeit muss perfekt organisiert sein, das raubt mir oft viel Schlaf. Man trägt eine sehr große Verantwortung. Wenn die Suppe versalzen ist, „bin ich schuld“, denn ich habe ja das Lokal empfohlen.
Österreichweit als einziger „Wedding Planner“ organisiere ich auch Hochzeiten in Italien. Vom Aufgebot über den Übersetzer bis zum Taxiboot vom Hotel zum Standesamt in Venedig zum Beispiel muss alles klappen. Das letzte Protokoll dafür hatte 50 Seiten.
Es ist wunderschön, bei diesen emotionalen Momenten dabeizusein. Wenn das Brautpaar da steht und unter Tränen sein Ja haucht, bekomme auch ich eine Gänsehaut und weine mit. Mein „Traumberuf“ ist, Paaren das zu ermöglichen. Und für die Gäste habe ich, weil die Braut es wünschte, auf jedem Platz in den Kirchenbänken Taschentücher vorbereitet.
Beim Gesamtpaket von 2500 Euro stehe ich auch am Hochzeitstag stets in Reichweite des Brautpaares
Elitär ist dieses aus den USA kommende Angebot nicht. Wer etwa nur Tipps für den richtigen Ort, die „Location“, braucht, zahlt rund 159 Euro. Wenn man bedenkt, wieviel Zeit und Benzinkosten Brautpaare für das Finden eines Gasthauses oder Schlosses aufwenden … In meinem Gesamtpaket von 2500 Euro für eine Hochzeit mit mittlerem Aufwand stecken über 100 Stunden Arbeit, und da stehe ich auch am Hochzeitstag immer in der Nähe der Braut.
Ich bin Vermittlerin, gebe den Wünschen und Vorstellungen des Paares Raum. Alles funktioniert, es „fließt“, und das Brautpaar kümmert sich entspannt um seine Gäste.

Die Brautleute sollen am schönsten Tag ihres bisherigen Lebens 1000 Mal umarmt werden und spüren, dass alle es gut mit ihnen meinen. Und sie sollen frei sein vom Stress, ob alles funktioniert. Das Fest soll gut vorbereitet sein. Ein Freund könnte „Zeremoniär“ sein, der „Zeremonienmeister“ oder „Lader“, der voranmarschiert und ansagt, was als nächstes dran ist.
Spontaneität ist aber die Würze einer Feier. Es ist gut, wenn die Gäste viel selber gestalten können und nicht eingeschnürt werden, weil alles „durchgestylt“ ist. Wahrscheinlich ist es aber ein Kennzeichen unserer Gesellschaft, dass man sich für alle Eventualitäten absichert.
Statt nur in die Feier zu investieren, ein Eheseminar buchen
Wenn alles professionell animiert ist, bleibt kein Raum mehr für das Spontane und für normale Gespräche. Manche buchen eine Musikgruppe, welche die Gäste „von vorn bis hinten unterhält“. Wenn nur ein vorgefertigtes Programm abgewickelt wird, könnte man am nächsten Morgen fühlen: „Viel war los, aber es hat nichts wirken können.“
Hochzeit war einst ein Dorffest und lief nach festen Bräuchen ab. Heute ist sie individualisiert. Man gestaltet sie sich selbst. Selten wird am Beginn einer Beziehung geheiratet, meist später. Da sind Paare gefestigt, oft nicht mehr abhängig von den Eltern, lassen sich bei der Gestaltung der Hochzeit nicht dreinreden – und gehen zu Profis.
Manche Paare investieren Unsummen in die Feier dieses einzigartigen Tages, doch wenig in ihre Beziehung. Bei 35.000 Euro Ausgaben würden sie mit einem Hundertstel davon, ein paar hundert Euro, und etwas Zeit bei einem Kommunikationstraining ihre Beziehung stärken.