
In die Arbeitswelt begleiten
Neue Chance. Menschen mit Einschränkungen haben es schwer, Jobs zu finden. Ihnen will die Diözese den Start ermöglichen, damit sie ihre Fähigkeiten zeigen können.

Am 10. Juli besuchte Sozialminister Rudolf Hundstorfer das Augustinum. Seit 1. Juli sind zwei Personen durch den Solidaritätsfonds der Diözese dort in Bibliothek und Küche angestellt. In der Diözese sind es insgesamt sechs Personen, die über den Solidaritätsfonds Beschäftigung finden. Ziel des Solidaritätsfonds ist, älteren Menschen, Menschen mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen und Jugendlichen aus benachteiligten Familien sinnvolle Arbeit zu bieten. Das Projekt startete Anfang Juli 2015.
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl begrüßte Bundesminister Hundstorfer und überreichte ihm eine Ausgabe der neuen Enzyklika „Laudato si“. Sie sei vielleicht eine interessante Lektüre für den Sozialminister. Ein Grund: „Im neuen Lehrschreiben des Papstes ist der Begriff ‚Arbeit‘ und ‚arbeiten‘ häufiger zu lesen als ‚Glaube‘. Denn wo es um Arbeit geht, geht es zuerst um die Würde des Menschen. Und es ist die Würde eines jeden Menschen, einer schöpferischen Tätigkeit nachzugehen“, erklärte der Bischof. Der Solidaritätsfonds solle ermutigen, eine Spirale zu durchbrechen, die den Abbau von Arbeitsplätzen mit Kursgewinnen an der Börse belohne.
Rolf Spiegel, Leiter der Personalabteilung und Projektverantwortlicher für den Solidaritätsfonds, stellte das Projekt vor. So soll in fünf Jahren auch mit Hilfe einer geringeren Lohnerhöhung für Priester und Führungskräfte im Jahr 2015 ein Betrag von einer Million Euro in den Solidaritätsfonds fließen. Das Projekt wird durch einen Projektbeirat beraten. Die durch den Solidaritätsfonds Angestellten werden durch den Arbeitslosenfonds der Diözese, Leitung Bernhard Schwarzenegger, begleitet. Dabei kommen „Vertrauenspersonen“ zum Einsatz, die vor Ort vermittelnd tätig sind. Spiegel sagte, es sei erfreulich zu hören, dass Magna Steyr 5000 neue Arbeitsplätze schaffe. Dem Solidaritätsfonds gehe es aber genau um jene, die den Aufnahmekriterien nach Leistung nicht entsprechen. „Vielleicht machen ja einzelne Firmen mit. Er lade am 20. August um 15 Uhr alle interessierten Firmen zu einem Vernetzungstreffen in das Bischöfliche Ordinariat ein, um über diese Idee und Möglichkeiten der Umsetzung nachzudenken.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer würdigte die Initiative. „Ich bin heute hier, weil ich diese Idee für unterstützungswürdig halte. Es ist ein Signal an die Wirtschaftswelt. Vielleicht hört es sich klein an, aber es bekommen sechs Menschen eine Arbeit, die sonst am Arbeitsmarkt keine Chance haben“, so Sozialminister Hundstorfer. Die Arbeitslosigkeit treffe die Steiermark zwar nicht so hart wie andere Bundesländer, aber vor allem ältere Personen, Menschen mit Behinderung hätten es am Arbeitsmarkt besonders schwer, erklärte Bundesminister Hundstorfer.
Julia Favè ist nun im Augustinum als Bibliothekarin tätig. Nach der Bakip in Hartberg begann die heute 37-Jährige ein Medizinstudium, bis eine Psychose sie aus der Bahn warf. Sämtliche Versuche, in die Arbeitswelt einzusteigen, scheiterten, Bewerbungen wurden abgelehnt, nie hat es funktioniert. Jetzt hat sie ihren Platz gefunden. Sie beschlagwortet Bachelorarbeiten für die KPH und arbeitet mit einer speziellen Bibliothekssoftware. Ihre Augen strahlen, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Im vergangenen Sommer leistete sie hier bereits ein Praktikum ab und war in Warteposition. Rolf Spiegel: „Es hat geklappt, die Arbeit wird gut erledigt.“
GISELA REMLER
Solidaritätsfonds der Diözese
Ziel des Solidaritätsfonds der Diözese ist es, Anstellungen für Menschen zu schaffen, die es am Arbeitsplatz besonders schwer haben. Zielgruppen sind ältere Menschen, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien.