
Suche: Herz wie eine Heimat
„Sei so frei.“ Eine vor allem Frauen dienende afrikanische „Schule unter Bäumen“ in Mosambik rückt die Katholische Männerbewegung im Advent in den Mittelpunkt.

Der Schlagersänger Martin Locher hat gedichtet: „Sei so frei, und erzähl’ ma aus deim Leb’n, wovon du tramst, wofür du einstehst und bereit bist, alles zu geb’n.“ Im Refrain singt Martin Locher: „I mecht immer für di do sein, ganz egal was a passiert.“
Es ist ein Liebeslied, und doch mag manches auch passen, wenn steirische Katholiken am 2. oder 3. Adventsonntag in der Kirche ermuntert werden, für „Sei so frei“ zu spenden (ein Erlagschein liegt auch in der Mitte dieses Sonntagsblattes). Aus dem Leben der Menschen, denen die Sammlung zugute kommt, wollen wir mehr hören, von ihren Träumen und dem, wofür sie einstehen. Und wir versprechen: „I mecht immer für di do sein.“
Über die „Kraft zur Nächstenliebe“ schreibt Bischof Egon Kapellari in einem Brief zur Adventsammlung. Er entfaltet: „Wie ein Fremder ist Gott nach Betlehem gekommen, und wie ein Fremder wurde er an vielen Türen abgewiesen. Immer noch steht er an der Tür. Er klopft an durch die Boten, die sein Wort verkünden und so oft abgewiesen werden. Er klopft an in der leisen Stimme des Gewissens. Und er klopft an in der Gestalt von Menschen, die – nach einem Wort der Dichterin und Nobelpreisträgerin für Literatur Nelly Sachs – ein Herz wie eine Heimat suchen: Das sind Menschen, die an Kälte leiden und die ein bergendes Dach, einen wärmenden Ofen, ein offenes Ohr, eine helfende Hand ersehnen.“
Wer „Sei so frei“ unterstütze, zeige, „dass mit der Verkündigung des christlichen Glaubens die Kraft zur Nächstenliebe verbunden ist“, erwägt der Bischof. Im Blick auf Jesus Christus werde diese Kraft immer neu belebt. Er danke allen, die „auf diese Weise ein kraftvolles Zeugnis des Glaubens geben“.

Ein Ziegel oder Holzstrunk dient als Sitzbank, geschrieben wird auf dem Boden oder auf den Knien. Die meisten Frauen haben kleine Kinder, die sie in den Kurs mitnehmen… So beschreibt „Sei so frei“ (vormals „Bruder in Not“) die „Schule unter Bäumen“ im Zentralraum von Mosambik. Rund 1000 Erwachsene in 40 Dörfern nehmen an diesem Programm der Alphabetisierung teil. „Sei so frei“ bezahlt das Gehalt der Lehrerinnen und Lehrer, wenn nötig ein Fahrrad für sie und das Schulmaterial für 30 Gruppen.
Mit nur 3 Euro sei der Unterricht für eine Schülerin einen Monat lang sichergestellt. Nur 49 Euro kosten Bücher und Unterrichtsmaterial für eine Gruppe. „Schenken Sie den Frauen in Mosambik ein Stück vom Glück!“, wirbt „Sei so frei“. Mehr Selbstwertgefühl sollen die Frauen und Familien bekommen.
„Lesen und Schreiben ist wichtig, Rechnen viel wichtiger“, meinte etwa Maria nach der Ausbildung unter einem Schattenbaum oder einem einfachen Hüttendach. Wenn sie auf dem Markt Gemüse und Handarbeiten verkaufe oder bei Behörden vorspreche, könne ihr jetzt keiner so leicht etwas vormachen.
Florian Käfmüller, der Sekretär der steirischen Katholischen Männerbewegung, ruft ins Gedächtnis, dass viele Männer mutig zum Erfolg der Aktion – im Vorjahr wurden in den Kirchen mehr als 152.000 Euro gesammelt – beitragen. Sie verteilen in vielen Pfarren die Opfersäckchen, an die auch ein Erlagschein geheftet ist. Manche treten auf und sprechen im Rahmen der Predigt des Priesters über die Adventaktion. Oder sie verteilen als „fairer Nikolaus“ Schokoladen mit Buntstiften, geschmackvoll verpackt in Rätsel und Informationen über „Sei so frei“.
JOHANN A. BAUER
Günther Zgubic und Morogoro
Neben dem Beispielprojekt in Mosambik unterstützt „Sei so frei“ regelmäßig Hilfsvorhaben wie Schulen und Medizinstationen in der Diözese Morogoro in Tanzania sowie die Arbeit des Steirers Günther Zgubic in Brasilien.