

Der Familienvater am Altar
Zum Ständigen Diakon weihte Bischof Johann Weber vor 40 Jahren erstmals fünf steirische Familienväter. Fast 100 sind es seither. Die Ehemänner leiten Taufen, Trauungen …, haben aber andere Aufgaben als die Priester.

Damals war vieles nicht üblich, etwa dass Laien Kommunion austeilen durften. Nach unserer Weihe 1975 sind die ersten Diakone aber sehr gut angenommen worden. Es war ein Erlebnis für Bekannte, dass ich ihnen die Kommunion gab.
Ungefähr 20 Jahre war ich jeden Sonntagmorgen zum Kommunionausteilen und jeden Samstag für seelsorgliche Gespräche im Grazer Landeskrankenhaus. Ich habe erhebende und manche erschütternde Augenblicke erlebt. Gern hätte ich Patienten, die mir vertraut waren, die Krankensalbung gespendet; es ist dem Priester vorbehalten. In dieser Zeit bin ich meiner Familie abgegangen. Es war für sie eine Opferzeit. Einfacher wäre es, wenn man allein wäre. Doch ich würde wieder heiraten. Familie ist etwas Schönes. Meine Kinder umsorgen mich auch jetzt unwahrscheinlich. Ich finde es schade, dass Priester nicht verheiratet sein dürfen. Sie könnten ihren Dienst beruflich machen und dann voll für die Familie da sein; ich musste es in der Freizeit, neben der Arbeit in einer Versicherung.
„Wen Gott haben will, den holt er sich“ Das endgültige Ja zur Diakonatsweihe fiel mir schwer, trotz meiner Sehnsucht, Gott zu dienen. Ich war kein Prediger, kein Redner. Aber ein Pater meinte: „Wen Gott haben will, den holt er sich.“ Meine Frau stimmte der Weihe zu, damit ich „glücklich bin“. Ich hatte ab 1955 ein Haus gebaut, und „vor meiner Tür“ war 1957 das Stiftingtal-Kircherl eingeweiht worden. Es wurde meine Diakon-Kirche. Anbetung und Hausbesuche waren ein Herzstück. Viele arbeiteten begeistert mit, besonders die Vorauer Schwester Renate Raschl. Bischof Johann Weber hat hier oft den Ostergottesdienst gefeiert.

Die Weihe meines Mannes hat mein Leben nicht verändert, sondern vielmehr bereichert. Auf dem Weg zum Diakonat durfte ich ihn bei vielen Seminaren begleiten, und nun, nach dem ersten Jahr, wissen wir beide, dass die Entscheidung damals vor sechs Jahren richtig gewesen war.
Immer wieder sind wir auch als Familie mit unseren beiden Söhnen (14 und 18 Jahre) gemeinsam in der Pfarre präsent; sei es als Lektor, Ministrant, beim Kaffeekochen und Geschirrabwaschen im Pfarrcafé … Bei Predigten bin ich eher Kritiker, bei seinen meiner Meinung nach sehr „souveränen Auftritten“ im Altarraum Bewunderer.
Das Echo nach der Weihe war sehr positiv, und viele waren beeindruckt, dass mein Mann neben seinem Beruf als Techniker „so etwas“ macht. Ein Kollege teilte ihm zum Beispiel mit, dass er davon im Sonntagsblatt gelesen habe und ihm das alles sehr imponiere. Ich glaube, wenn man etwas Neues beginnt, ist es besonders wichtig, solche Rückmeldungen zu bekommen.
Die Menschen im Krankenhaus spüren seine Ruhe Da mein Mann in der AVL eine 40-Stunden-Woche hat, nebenbei auch Theologie studiert, bleibt der Familie nur das Wochenende, und da das meinem Mann und auch der Pfarre von Anfang an klar war, ist seine „Einteilung“ familienfreundlich, und oft sind wir bei seinen „Einsätzen“ dabei.
Den Schwerpunkt seiner Diakon-Tätigkeit bildet derzeit die Ausbildung zum Krankenhausseelsorger. Ich bin sicher, dass die Menschen im Krankenhaus seine Ruhe spüren. Meinem Mann stehe ich als Weggefährtin zur Seite, begleite und unterstütze ihn, möchte aber nicht die „Frau Diakon“ sein.