

Schulangst macht klein
Menschenwürde fördern. Katholische Schulen wollen zur Menschlichkeit erziehen. Damit die Jugend ihr Kraftpotenzial nicht in Aggression verkommen lässt.
Die Partitur des Evangeliums darf, kann und muss in der Schule zum Klingen gebracht werden.“ Das betonte Sr. Beatrix Mayrhofer, Provinzoberin der „Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“, bei einer Tagung katholischer Schulerhalter und Direktoren in Salzburg. Unter dem Motto „AHS – Quo vadis? Geht der Schule die ‚Person‘ verloren?“ wurden Aspekte christlicher Erziehung in einer säkularen Umwelt diskutiert.
Die Bedeutung von Ordensschulen sowie katholischen Schulen bleibe bestehen. „Echte christliche Bildung zielt immer auch auf Gesellschaftsveränderung ab, stellt Machtstrukturen in Frage und befähigt zum Aufbau einer menschenwürdigen Gesellschaft“, erklärte die Ordensfrau. Heutzutage bedeute dies einen „Kampf gegen Egoismus“: Jenseits von Erfolg als Sieg im Wettbewerb will die katholische Schule junge Menschen befähigen, ihre Gaben einzusetzen für mehr Menschenwürdigkeit. Bildung sei ein Hinführen des Menschen zu seiner Bestimmung als Geschöpf und Abbild Gottes. Manchmal scheine es „die Überlebensfrage der Erziehung“ zu sein, „ob wir es schaffen, junge Leute dahin zu führen, dass sie ihr Kraftpotenzial nicht in Aggressionen verkommen lassen, sondern nützen lernen für den Aufbau einer friedlichen Welt“.
Angesichts einer sinkenden Zahl von Ordens- und Priesterberufungen sowie auch Veränderungen in der Gesellschaft befänden sich die Schulen im Wandel. Sr. Mayrhofer ging speziell auf Ordensschulen ein. Klöster seien über Jahrhunderte hinweg nicht nur Zentren des Gebetes, sondern auch Zentren der Bildung gewesen. Heute müsse man sich neuen Herausforderungen stellen.

„Die meisten der Orden und Kongregationen mit langen Traditionen und besonderen Charismen haben die Aufgaben eines Schulerhalters an einen Verein oder ein Institut übertragen“, berichtete Sr. Mayrhofer. Die Frage nach dem Schulprofil stelle sich in jedem Fall. Lag früher die Verantwortung einer katholischen Schule auf den Schultern des Abtes und teilweise des Direktors, ruhe sie heute aufgeteilt auf vielen Schultern.
Solange Ordensleute noch „im Haus sind und gute Angebote machen, auch wenn sie nicht mehr unterrichten“, sei es noch einfach. Ist dies nicht mehr der Fall, scheine für viele „eine Quelle zu versiegen, der Schulbetrieb über einer austrocknenden Zisterne gebaut zu sein“. Sr. Mayrhofer: „Wenn Schulerhalter, Geschäftsführer, Direktor und Lehrerkollegium im Einklang sind, dann kann die Schönheit der christlichen Botschaft ausstrahlen.
Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, Martin Jäggle, präsentierte im Zuge der Tagung die Initiative „lebens. werte.schule“. Ziel ist „eine demokratiefähige Schule und ein Beitrag zur menschengerechten Bildung“. Dazu will die Initiative eine „Kultur der Anerkennung“ fördern. Die Frage nach der Würdigung von Menschen und insbesondere Kindern sei entscheidend für alle Institutionen, so Jäggle. Gott habe den Menschen als sein Abbild geschaffen. Seine Würde sei ihm von Gott gegeben.
Schulentwicklung benötige eine „wertorientierte Ausrichtung an der Würde der Einzelnen, einen wertschätzenden Umgang mit Diversität und wertvolle Strukturen demokratischer Beteiligung“, erklärte Jäggle. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, eine „angstfreie Schule“ anzustreben, denn „Angst macht klein“.
KATHPRESS
Kultur der Anerkennung
Internationaler Kongress zu verschiedenen pädagogischen und religionspädagogischen Positionen am 3. und 4. Mai 2012 an der Universität Wien.